Anders leben: Vollzeit-Vanlife im selbst ausgebauten Kastenwagen- 11 Fragen an Gina Wildeshaus & Marcus Hoffmann

Anders leben. Vollzeit-Vanlife. Gina und Marcus haben im Frühjahr 2023 den großen Schritt gewagt, ihre Wohnung aufgegeben und sind in Balu, ihr selbst gebautes Wohnmobil gezogen.

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Wie es sich so Vollzeit im Wohnmobil lebt, welche Herausforderungen sie zu meistern haben, wie ihr Alltag aussieht, welche Helferlein an Bord sind und warum, wieso, weshalb sie überhaupt anders leben möchten, verraten sie dir in diesem mit Tipps und Erfahrungen gespickten Interview.

Anders leben: Vollzeit Vanlife- 11 Fragen an Gina & Marcus und ihre inspirierenden Antworten

1. Was war der Auslöser dafür ins selbstausgebaute Wohnmobil ziehen zu wollen? Wie habt ihr euch darauf vorbereitet und seit wann lebt ihr so?

Im Corona-Lockdown haben wir viele Reisedokus geguckt. Dabei waren einige, die mit einem eigenen Fahrzeug unterwegs waren.

Wir sind ja schon auf unserer Weltreise 2016 im Camper drei Monate in Australien und Neuseeland gereist. Das hatte uns gut gefallen, aber wir konnten uns das nicht in Europa vorstellen. Irgendwie sind wir dann auf Youtube auf Vanlife- und Selbstausbau-Videos gestoßen. So kamen wir auf die Idee, selber einen Kastenwagen auszubauen.

Also ein typischer Corona-Camper…

Wir haben ohne handwerkliche Vorkenntnisse zwei Jahre an unserem Van gebaut. Da wir keine Halle hatten, fand der Ausbau im Freien statt und war damit sehr wetterabhängig.

Zunächst war die Idee, den Camper für Urlaubsreisen zu nutzen. Doch dann erwachte die Sehnsucht, noch mal richtig lang zu reisen. Und da wir inzwischen wussten, dass es auch in Europa andere Möglichkeiten als spießige, überfüllte Campingplätze gibt, kam die Idee auf, mit unserem Balu durch Europa zu reisen.

Marcus hat seinen Job gekündigt, ich war ja schon in Rente.

Wir haben unsere Wohnung gekündigt, viel an Hausrat und Möbeln verkauft oder verschenkt, den Rest eingelagert und sind im März 2023 in unseren Van gezogen.

2. Wovor hattet ihr am meisten Bedenken?  Was hat euch zu Beginn zurückgehalten und haben sich eure Befürchtungen bewahrheitet?

Eine große Entscheidung war, ob wir die Wohnung wirklich aufgeben wollten.

Da unsere Reise zunächst für ein Jahr ausgelegt war, hatten wir überlegt, ob wir versuchen, sie zu behalten und untervermieten. Als die Entscheidung gefallen war, war es aber sehr erleichternd, nicht mehr daran gebunden zu sein.

Eine weitere Befürchtung war, ob es uns zu zweit im Van nicht auf Dauer zu eng wird. Mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt und die Abläufe haben sich eingespielt. Es kann sich halt immer nur einer zur gleichen Zeit im Van bewegen.

3. Wie haben Familie, Partner und Freunde auf eure Entscheidung reagiert?

Unsere Töchter finden die Entscheidung gut.

Im Freundeskreis haben wir oft gehört, wie mutig unsere Entscheidung sei.

Manche beneiden uns darum, andere sagen, sie könnten sich das nicht vorstellen, in einem Camper zu leben.

4. Wie finanziert ihr euer Vanlife?

Unsere Kosten werden durch meine Rente, die Mieteinnahmen für unser vermietetes Haus und Marcus Erspartes gedeckt.

Dazu kommen kleinere Einnahmen, die wir mit unserem YouTube-Kanal und unserem Blog erzielen.
Außerdem haben wir einen Instagram– und Facebookaccount.

5. Was ist eure größte Herausforderung im Alltag und wie sieht euer Alltag im Van eigentlich aus?

Die größte Herausforderung im Moment ist, besonders am Wochenende einen ruhigen Platz zum Stehen zu finden. Gerade hier im Süden leben die Menschen viel draußen und das tun sie leider recht geräuschintensiv. Ob es knatternde Mopeds der Jugendlichen sind, röhrende Automotoren der Autoposer oder wummernde Musik – in der Nähe der Zivilisation ist immer viel los. Da der Van dünnere Wände als eine Wohnung hat kann man auch da nicht so gut abschirmen. Also suchen wir was möglichst abgelegenes oder gehen auch mal auf einen Campingplatz.

Die zweitgrößte Herausforderung bisher ist, das Grauwasser loszuwerden. In Griechenland haben viele Campingplätze im Frühjahr noch nicht geöffnet, so dass die Entsorgung nicht immer einfach war. Dagegen war es kein Problem, an Frischwasser zu kommen oder den Müll loszuwerden.

Unser Alltag hat sich vor allem dahingehend geändert, dass wir zu Langschläfern mutiert sind. Das ist besonders für Marcus eine überraschende Entwicklung, war er doch immer früh auf und früh im Bett, im Gegensatz zu mir. Dadurch kommen wir immer erst am späten Vormittag in die Gänge. An Tagen, an denen wir Dinge wie Einkäufe, Wasser oder Sprit tanken, entsorgen etc. erledigen müssen, brauchen wir uns nicht mehr viel vornehmen.

Ansonsten planen wir selten voraus. Wir entscheiden, ob wir was unternehmen oder uns einen ruhigen Tag machen wollen.

Für die Arbeit am YouTube-Kanal und am Blog brauchen wir einige ruhige Tage pro Woche.

All die kleinen Dinge zu erledigen wie spülen, aufräumen, Betten machen kostet mehr Zeit, als wir uns vorgestellt haben. Zumal sich ja immer nur einer im Van bewegen kann und der/die andere sich derweil irgendwohin verziehen muss, wo er/sie möglichst wenig im Weg ist…

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6. Was ist euer bisher schönstes und schlimmstes Erlebnis auf Reisen unterwegs?

Die schönsten Erlebnisse haben wir in der Natur. Wenn zum Beispiel ein dicker orangefarbener Mond über dem Meer aufgeht oder in den Bergen einige Geier über uns schweben.

Richtig Schlimmes haben wir zum Glück noch nicht erlebt.

7. Würdet ihr mit eurem jetzigen Wissen etwas anders machen? Welche Fehler würdet ihr vermeiden und welche Tipps habt ihr für Menschen, die überlegen, wie anders leben für sie aussehen könnte?

Eigentlich würden wir nichts anders machen.

Wir denken, dass das für jeden anders aussieht. Da würden wir keine allgemeinen Ratschläge geben wollen.

Wichtig ist, sich zu trauen, Altes loszulassen.

8. 3 Gegenstände, 3 Lieblingsgadgets, die ihr auf gar keinen Fall missen möchtest?

9. Habt ihr ein Lebensmotto oder/und ein Lieblingszitat und was ist eure„Superkraft“?

Unser Motto ist: „Reisen – besser spät als nie“ und steht dafür, dass es nie zu spät ist, seine Träume zu realisieren.

Wir haben ja erst in unseren Fünfzigern angefangen, große Reisen zu machen. Und mit Anfang 60 den Van selber ausgebaut.

Unser „Superkraft“ ist es, uns zuzutrauen, dass wir schaffen können, was wir uns vornehmen. Wer sich nicht traut, hat schon verloren. Und vieles klappt viel besser, als unsere skeptischen Gedanken uns weismachen wollen.

10. Wo ist euer Lieblingsort an den ihr immer gerne zurückkehrt? Was macht diesen Ort so besonders für euch?

Unseren Lieblingsort haben wir mit Balu immer dabei. Das ist unser Zuhause, in dem wir uns wohlfühlen, egal wo es gerade steht.

Ansonsten ziehen wir lieber weiter, um neue Orte zu entdecken, als zu bekannten zurückzukehren.

11. Ist euer neues anders leben so erfüllend wie ihr es euch vorgestellt habt? Lebt ihr jetzt wirklich freier oder habt ihr das alte Hamsterrad nur gegen ein anderes eingetauscht?

Ja und nein.

Es ist super schön, diese Freiheit zu haben, jeden Tag entscheiden zu können, was wir machen, wohin wir fahren. Das genießen wir sehr.

Andererseits ist natürlich auch immer ein Stück Alltag dabei und manchmal ist es auch anstrengend, jeden Tag neue Entscheidungen zu treffen.

Wir möchten dennoch nicht mehr mit der Routine des Alltagslebens tauschen. Wir lieben unsere jetzige Freiheit.

Bonus: Was möchtet ihr den Lesern noch als Tipp mit auf den Weg geben?

Als Tipp: Überfordert euch nicht und lasst euch Zeit! Man muss nicht jeden Tag was Neues erleben.

 

Liebe Gina, lieber Marcus, ich danke euch sehr für dieses inspirierende Interview und wünsche euch für eure Zukunft nur das Beste. Ich bin mir ziemlich sicher, dass eure Tipps, Ansichten und Erfahrungen für die Leser eine große Hilfe sind und das ihr nicht zuletzt anderen Best Agern Mut macht, mal über den Tellerrand hinaus zu sehen. Warum nicht mal in einen anderen Lifestyle eintauchen?

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Lee habe ich in Melaka / Malaysia kennengelernt. Er saß vor dem Hostel, in das ich mich eingebucht hatte und nähte Taschen. Ein nachhaltiges Herzensprojekt, wie sich herausstelle. Er näht Taschen aus alter Kleidung und verkauft sie für einen guten Zweck. Hier gehts zu Lee’s Herzensprojekt „Bags for kids“.

Auf der Suche nach Streetart und einem Ort, an dem ich die Fussball Bundesliga gucken kann, lernte ich Kevin kennen. Er ist nach Thailand ausgewandert, hat schon viel erlebt und ausprobiert. Hier erfährst du mehr über Kevin’s Weg nach Chiang Mai.

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