Dia de Los Indianos: Der weiße Rosenmontag auf La Palma

Am Rosenmontag herrscht zum Dia de Los Indianos in Santa Cruz de La Palma der absolute Ausnahmezustand.

Dann erreicht der Karneval auf dieser hübschen kanarischen Insel den absoluten Höhepunkt.

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Die Altstadt pulsiert. Babypuder und lateinamerikanische Rhythmen liegen in der Luft. Rum schwappt in den Gläsern. Bierflaschen klirren. Jung und Alt ist auf den Beinen. Geschwätzige, lachende und tanzende Spanier so weit das Auge reicht. Pure Lebenslust.

In kolonialen Kostümen und mit tonnenweise Babypuder feiert die Menschenmenge den Dia de Los Indianos

In der Inselhauptstadt Santa Cruz de La Palma leben etwa 16.000 Menschen. Den weißen Rosenmontag haben in den vergangenen Jahren mehr als 80.000 Menschen gefeiert.

Die regulären Fähren und Flüge sind schon Tage vor und nach dem Dia de Los Indianos ausgebucht, obwohl es einen umfangreichen Sonderfahrplan mit zahlreiche zusätzlichen Flügen und Fährverbindungen nach La Palma gibt.

Lust auf den weißen Rosenmontag auf La Palma? Lies weiter und erfahre mehr über den historischen Hintergrund, die Kostüme, den Karnevalszug und versorge dich mit hilfreichen Infos zur An- und Abreise, sowie Tipps zu beliebten Unterkünften.

Historischer Hintergrund

Im 16. und 20. Jahrhundert machten sich unzählige Palmeros auf den weiten Weg nach Mittel- und Südamerika, um dort ihr Glück zu finden.

Zu dieser Zeit war die wirtschaftliche Lage auf den kanarischen Inseln katastrophal. Viele Familien lebten in fürchterlicher Armut.

Der Karneval ist auf die Heimkehrer zurückzuführen. Die Bevölkerung nannte sie Indianos.

Beim Dia de Los Indianos geht es immer noch darum, die Rückwanderer aus der Karibik, vor allem die aus Kuba, ordentlich auf die Schippe zu nehmen und Nachzuspielen, wie diese Herrschaften damals in elegantesten Roben mit üppigstem Schmuck und Reichtümern behangen, eben diesen den Daheimgebliebenen unter die Nase rieben.

Außerdem hatten die Indianos nicht nur die Taschen voller Geld, sondern auch einen Hauch karibischen Flair, einen etwas anderen Wortschatz, Merenge und Salsa im Blut und sogar exotische Vögel mitgebracht.

Seit den Zwanziger Jahren feiert man den Dia de Los Indianos auf La Palma, um sich über die vornehme und vermögende Oberschicht lustig zu machen.

Seit 1992 spielt La Negra Tomasa eine Rolle.

Die Einen sagen, es sein eine Kunstfigur, die die Vermischung schwarzer und weißer Einflüsse der Karibik symbolisiert.

Die Anderen sagen, der Hintergrund sei, dass seinerzeit jeder vornehme Haushalt ein dunkelhäutiges Hausmädchen hatte und das La Negra Tomasa eine Karikatur eben dieses Hauspersonals ist.

Fest steht, dass La Negra Tomasa seit dem ein fester Bestandteil des Dia de Los Indianos ist.

Die Verkleidung | die Kostüme | die Accessoires

Die Verkleidung am Rosenmontag gibt für alle Geschlechter gleichermaßen: Weiß oder cremefarben und reichlich Accessoires.

Die Herren tragen cremefarbene Leinenanzüge, blütenweiße Faltenhemden, Panamahüte und jede Menge Accessoires. Das können alte Schrankkoffer, Zigarren oder Pfeifen, Taschenuhren, die an Ketten baumeln, Lederkoffer voller Spielgeld, Fahrkarten oder Vogelkäfige mit Stoffpapageien und anderen exotischen Vögeln sein.

Je mehr, desto besser ist die Devise. Schließlich kommt man als gemachter Mann zurück in die Heimat.

Die Damen hüllen sich in weiße oder cremefarbene spitzenverzierte Kleider aus der Jahrhundertwende, den 1920er oder 1950er Jahren. Der Jahrgang der Mode ist eigentlich völlig egal. Hauptsache elegant, extravagant und todschick.

Schmuck, mit Blumen verzierte Strohhüte, Seidenschals und elegante Sonnenschirme sind die Accessoires, die auf gar keinen Fall fehlen dürfen.

Das Prozedere | Der Umzug

Am Rosenmontag landen die Heimkehrer zwischen 11.30 Uhr und 12.00 Uhr mit vielen Schiffen im Hafen von Santa Cruz de La Palma an. Die Boote kommen von den Nachbarinseln und teilweise sogar vom Festland.

Von Bord gehen tausende in weiß gekleidete Kolonialherrschaften, die hier gebührend empfangen werden. Dann ziehen die Jecken zur Plaza de Espana, die am Rosenmontag Plaza de Habana heißt.

Auf der Plaza de Espana, die bereits schon recht früh am Tag aus allen Nähten platzt, findet ein kurzer Festakt statt und gegen 13.00 Uhr ist der Dia de Los Indianos offiziell eröffnet.

Die Puderschlacht beginnt.

Innerhalb von kürzester Zeit wird die Sicht trübe, das Atmen fällt schwerer, die Augen brennen, die Nase juckt und alles riecht nach Babypuder.

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Straßenkarneval mit tonnenweise Babypuder

Statt Kamelle fliegt hier tonnenweise Babypuder durch die Luft. Polvo de Talco, oder nur Talco, wie es die Spanier nennen.

Hintergründe sind höchstwahrscheinlich diese beiden:

1,) die Rückkehrer wurden damals nach ihrer Ankunft mit Mehl bestäubt
2.) die reichen Rückkehrer trugen den Babypuder als Sonnenschutz auf ihre Haut auf.

Heutzutage ist es auf alle Fälle ein Riesenspaß und eine unfassbare Sauerei.
Wenn du dich erst vor Ort dazu entscheidest, an der Puderschlacht teilzunehmen. Puder kannst du bei diversen Straßenhändlern kaufen.

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An einigen Straßenecken habe ich mobile Puder-Kanonen entdeckt. Das ist nochmal next level, was dann in die Luft gejagt wird.

Die meisten Geschäfte haben Fenster und Türritzen üppig mit Klebeband abgedichtet. Der Babypuder setzt sich in jede Ritze.

Anders als beim Deutschen Straßenkarneval gibt es keine Möglichkeit, in Kneipen, Bars oder Restaurants zu gegen.

Das komplette Fest spielt sich draußen ab. Türen und Eingänge sind zugestellt oder ganz verschlossen.

Chemietoilettenhäuschen befinden sich hauptsächlich entlang der Hauptstraßen.

Ausgeschenkt wird reichlich und für das leibliche Wohl ist üppig gesorgt.

Überall wird ausgelassen und bis in den frühen Morgen getanzt und gefeiert.
Auf einigen Plätzen sind Bühnen aufgebaut.

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Sei vorsichtig: Das Kopfsteinpflaster ist durch den ganzen Babypuder gefährlich rutschig.

Touristen

Touristen sind bei diesem Spektakel auf alle Fälle willkommen. Ich habe beim Dia de Los Indianos einige nette Spanier kennengelernt und mit ihnen gemeinsam gefeiert.

Von dir wird nicht erwartet, dich an den kompletten Dresscode zu halten. Ein weißes oder cremefarbenen Oberteil, eine Kopfbedeckung* und eine Sonnenbrille*, ich sage nur PUDERALARM, sind auf alle Fälle schlau. Die Farbe deiner weiteren Oberbekleidung geht in der Menschenmenge ohnehin fast unter. Deswegen ist die nicht ganz so wichtig.

Die Indianos machen sich übrigens einen Spaß daraus, Touris, die gar kein Weiß tragen, mit einer Extraladung Puder zu beglücken. Was nicht weiß ist, wird eben weiß gemacht.

Solltest du unwissend an dem Tag auf La Palma anreisen, wünsche ich dir sehr, dass du deine Kleidung wasserdicht oder in Packing-Cubes* verstaut hast. Sonst bleibt vermutlich nur der Weg zum nächsten Waschsalon.

Tipps zur Anreise

Mit dem Flugzeug

Bequem und zeitsparend

Die schnellste aber auch teuerste Möglichkeit ist ein Direktflug zum Flughafen Santa Cruz de La Palma (SPC).  

Ab Frankfurt beträgt die Flugdauer etwa 4:50 Stunden.

Die Flugpläne der einzelnen Fluggesellschaften ändern sich jährlich. Gerade wenn du auf so kleine Inseln wie La Palma fliegst, lohnt es sich, über Plattformen wie Skyscanner* zu gucken, welche Airline diese Destination gerade anfliegt. Außerdem kannst du so gleich die Flugzeiten und Preise vergleichen. Bist du zeitlich flexibel? Neben der Auswahl diverser Fluggesellschaften* siehst du auf einen Blick, ob die Anreise / Abreise ein paar Tage früher oder später preiswerter ist. 

Du hast Zeit und möchtest Geld sparen?

Dann lohnt es sich zu vergleichen, wie teuer Flüge auf die Nachbarinsel Teneriffa* sind.

Teneriffa wird von Deutschland aus deutlich häufiger angeflogen und hat zudem noch zwei Flughäfen, sodass die Preise so gut wie immer wesentlich günstiger sind, als ein Direktflug.

Du kannst sowohl vom Flughafen Teneriffa Nord (TFN)*, als auch vom Flughafen Teneriffa Süd (TFS)* nach La Palma weiterfliegen.

Flug und Fähre

Alternativ kannst du statt des Weiterflugs von Teneriffa auch die Fähre nutzen.

Stelle dann unbedingt sicher, dass du den Flughafen Teneriffa Süd anfliegst.

Die Fähren nach La Palma legen mehrmals täglich im Hafen von Los Cristianos ab und werden von den Reedereien ARMAS und Fred Olsen betrieben.

Die schnellste Überfahrt dauert etwa 2:30 Stunden mit Fred Olsen, die längste etwa 3:15 Stunden mit ARMAS.

Ich habe meine Überfahrten immer über die Plattform DirectFerries* gebucht. Dort kann ich Preise und Fahrzeiten der verschiedenen Reedereien einfach miteinander vergleichen und bekomme, wenn vorhanden, Alternativmöglichkeiten zu meiner Buchung angezeigt.

Mit etwas Glück siehst du auf deiner Überfahrt Delfine und mit noch mehr Glück kannst du Wale spotten.

Die einmal wöchentlich fahrende Fähre von Santa Cruz de Tenerife nach La Palma, die etwa 7 Stunden unterwegs ist, gibt es immer mal wieder, und mal wieder nicht.

Mit der Fähre von Andalusien

Du möchtest gar nicht fliegen, sondern mit deinem eigenen Fahrzeug anreisen?

Los gehts von Huelva oder Cadiz nach Santa Cruz de Tenerife. Von dort fährst du in den Süden, um in Los Cristianos die Fähre nach La Palma zu nehmen.

Die Überfahrt Cadiz – Santa Cruz de Tenerife* dauert zwischen 39 Stunden mit Fred Olsen und 44:30 Stunden mit ARMAS.

Die Überfahrt Huelva – Santa Cruz de Tenerife* dauert zwischen 31:30 Stunden mit Fred Olsen und 38 Stunden mit ARMAS.

La Palma wird von keiner Reederei direkt angefahren, es sei denn, dass die Fähre der ARMAS von Santa Cruz de Teneriffa nach La Palma fährt. Dann hast du (bei derzeitigem Fahrplan Winter 2024) einen Aufenthalt von 18 Stunden auf Teneriffa, bevor es mit 7-stündiger Fahrt nach La Palma weiter geht.  Diese Überfahrt dauert, inklusive Aufenthalt, dann satte 63 Stunden.

Übernachtungstipps

Zum Rosenmontag empfehle ich dir, in den Nähe des Geschehens zu übernachten.

Die wenigen Parkplätze, die es am Dia de Los Indianos gibt, sind sehr rar und schon am frühen Morgen belegt.

Busse und Taxen fahren, aber die einen sind überfüllt und die anderen kaum zu bekommen.

Ich habe meinen Minicamper am Rosenmontag auf einem großen öffentlichen Parkplatz in Los Cancajos geparkt. Nach Santa Cruz de La Palma habe ich den Bus genommen, zurück bin ich etwa 4,5 Kilometer gegangen.

In der Altstadt von Santa Cruz de La Palma würde ich persönlich nicht unbedingt unterkommen wollen, weil dort bis in den frühen Morgen gefeiert wird. Es sei denn, du bist mit am Start oder nicht  geräuschempfindlich.

Guck mal, diese drei sehr gut bewerteten Unterkünfte liegen mitten drin im Geschehen:

El Hotelito 27*, Banana Garden La Palma*, Hotel Emblematico Holiday Time*

Folgende Unterkünfte liegen in Los Cancajos, ca. 4-5 Kilometer außerhalb des Geschehens, und sind sehr beliebt:

Apartamentos Los Rosales*, Apartamentos Oasis San Antonio*, il GABBIANO*

Fragst du dich, wie auf der Welt Karneval gefeiert wird? Dann habe ich diesen ziemlich feines Artikel für dich: Karneval rund um die Welt: So feiern die Jecken in anderen Ländern.

Hast du schon mal den weißen Rosenmontag auf La Palma miterlebt? Wie hat es dir gefallen? Erzähle es mir und nutze die Kommentarfunktion.

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5 Kommentare auf “Dia de Los Indianos: Der weiße Rosenmontag auf La Palma

  1. Hallo Misses Backpack,

    so kann man den Rosenmontag natürlich auch feiern. Ich habe bisher einmal den Karneval in Köln miterlebt.
    Das war was ganz anderes. Der Karneval auf La Palma würde mir sicher auch Spass machen, zumal die Temperaturen bestimmt angenehmer sind als in Deutschland zu dieser Jahreszeit.

    1. Hallo Annet,

      die Temperaturen sind garantiert viel angenehmer und glaube mir, die Palmeros wissen den Dia de Los Indianos zu feiern.
      Völlig anders als der Rheinische Karneval, aber auf alle Fälle ein Erlebnis!

      Danke für deinen Kommentar und viele Grüße von unterwegs
      Annik

  2. Hi Annik,

    wie cool ist das denn?😅
    Sich folkloristisch über Dekadenz und Überheblichkeit lustig zu machen, dürfte es gern häufiger geben.
    Schöner Artikel. 😊

    Liebe Grüße
    Dennis

    1. Hallo Dennis,

      freut mich voll, dass dir der Beitrag zum weißen Rosenmontag gefallen hat.
      Da ist der Name echt Programm.
      Genau mein Humor. Da habe ich sowas von gerne mitgefeiert!

      Lieben Dank für deinen Kommentar und viele Grüße von unterwegs
      Annik

  3. Liebe Annika,
    obwohl ich schon häufiger auf den Kanaren war – zum Karneval habe ich es noch nie geschafft. Der „Dia de los Indianos“ klingt sehr spannend. Vielen Dank fürs Mitnehmen! Liebe Grüße, Elke